Einmal in Weiß

Ich stehe vor dem Spiegel und bin schon sehr aufgeregt. Ich trage ein langes, voluminöses weißes Kleid aus wertvoller Seide mit einer endlos erscheinenden Schleppe. Um mich herum wuseln vier bis fünf Frauen, die alle an mir herumziehen und jede einzelne Falte im Kleid glätten und jedes kleine Haar, das sich aus der aufwendigen Hochsteckfrisur gelöst hat, wieder in eben diese einarbeiten.

Einmal in Weiß

In diesem Moment betritt eine weitere Frau den Raum mit der Mitteilung: „Die Torte ist da und sie sieht wundervoll aus.“ Gleich ist es so weit, gleich wird die Kutsche mit weißen Pferden vor der Tür stehen und mich zu dem Schloß bringen, in dem ich heute heiraten werde. Es ist ein großes und prächtiges Schloß mit einem Turmzimmer und einem riesigen Garten.

Ein lauter Knall lässt mich aufschrecken und ich wache auf. Ich befinde mich alleine zu Hause in meinem Sessel und halte den Unterteller meiner Kaffeetasse, die soeben herunter fiel, in der Hand. Ich musste eingeschlafen sein und alles war nur ein Traum.

Es klingelt an der Tür und meine Schwester stürmt ins Haus mit den Worten: „Du bist ja noch gar nicht fertig! Ich hab dein Kleid abgeholt. Beeile dich! Gleich kommen die anderen, um dir die Haare zu machen und in einer Stunde wird die Kutsche hier sein.“

Es war also doch kein Traum. Ich werde heute heiraten, heiraten im Schloß.